Ich bin zurück. Real Talk! So war meine Bali-Erfahrung:
Vielen Dank nochmal für die ganzen Tipps im Vorfeld. Hat sehr geholfen und vieles leichter gemacht!
Bali ist voll und zugebaut!
Das stimmt in soweit, dass es um den Flughafen herum wie eine riesige Stadt, im Süd/Osten, wirkt.
Kann man in jedem Reiseführer nachlesen, alles keine Überraschung.
Aber selbst viele Einheimische sind überrascht, wie sehr sich diese "Mega-City" ausbreitet (jedenfalls nach Westen).
Aber die Geographische Hardfacts: Alle soweit bekannt, alles soweit etliche mal dokumentiert.
Der Verkehr an sich wirkt erstmal wild (selbst für Asien), ist aber halb so schlimm.. GO WITH THE FLOW und zu den Stoßzeiten Stau ohne Ende (Wird auch oft und viel erzählt: ist aber wirklich so! 🙄).
Man kann für 10km aufm Roller locker ne Stunde brauchen (im Auto wesentlich länger für die selbe Strecke)... Und dann drängelt man sich schon an allem vorbei, was irgendwie ne Lücke gelassen hat.
Kann man machen, ist da halt so.🤷🏼♂️
3 wichtige Verkehrsregeln:
- fahre, soweit möglich, links
- bringe niemanden um
- bestehe niemals auf deine Vorfahrt
Dann kommt man ganz gut durch.
Hier hat kein Mensch eine Versicherung und ich glaube die meisten auch keinen Führerschein!? In den Rückspiegel schaut auch niemand... Man trägt also nur die "Verantwortung" für das was vor einem passiert bzw. was auch immer man überfährt 🙈.
Im Gegensatz zum deutschen Straßenverkehr, würde es hier aber niemand auf einen Unfall anlegen. Irgendwie ist der Verkehr gerade zu zärtlich und nicht aggressiv.
Das (ständige) Hupen bedeutet auch nicht "du dumme Sau, weg da!" Sonder eher "Hallo, Pass bitte auf! Ich überhole. Hab einen schönen Tag." Irgendwie ganz nett 😊
Als FahrradfahrerIn bist du am unteren Ende der Nahrungskette.
Das willst du nicht!
!!!!!NO WAY!!!!!!!
Es gibt keine Fahrradwege oder ähnliche exotische Ideen in der Städteplanung.
Fußweg gibt's hier und dort...mehr kann ich dazu nicht sagen. Alles andere wäre geschönt. Sind halt Teil der Rollerverkehrsführung (außer in Ubud).
Den Bluetooth Kopfhörer, unter dem Helm, ins Ohr gedrückt und sich akustisch von Frau Google navigieren lassen. Klappt tip top. Ohne Navi wäre ich bei dieser kreativen Straßenführung verloren gewesen.
SmartWatches sollen dafür auch super sein, aber ich trage seit 1992 Casio G-Shock. Also keine Ahnung -> Hörensagen
But let's talk about the surf 😊
Die Wellen:
Canggu, Medewi, Kuta, Sanur, Nusa Lembongan (ich hätte gerne noch andere Wellen besucht oder auch mehr) alle gut besuchte und auch konstante Wellen, an unzähligen Spots. Ein Traum, wirklich.
Am ersten Tag bin ich euphorisch mitm Board am Roller (Boardrack hat eigentlich jeder Verleiher im Programm), morgens in Canggu, bei Old Men's an den Strand und war erstmal von weit über 100 Leuten im Line Up erschrocken (über eine breite von mehreren hundert Meter).
Auch wenn es unglaubwürdig klingt: es verteilt sich super. Main Peak/2nd und 3rd Peak/ unterschiedliche Impactzones , Unterteilung in verschiedene Spots, lange Schultern. Das ist wirklich entspann und null stressig. Vorallem wenn man weiß wie es im Line-Up funktioniert und man nicht total unfit ist. Alle wissen einigermaßen wo wer zu sein hat.
Eigentlich kann man seine Ecke finden und in Ruhe surfen. Die Stimmung ist im Wasser gut, solange alle wissen was sie tun. Paddelt jemand in eine Welle die über seinem Niveau liegt (das erkennt man schnell und das gilt in erster Linie natürlich an den anspruchsvolleren Breaks), wird dieser eigentlich schnell rausgeschickt.
Es liegt natürlich auch etwas am Spot, aber der "Geheimtipp", zur Dawn Patrol oder Sunset Session auszuziehen, ist gar keiner mehr!
Auch nicht auf Bali.
Surprise Surprise 🙀
Wer Shortboard (oder auch Mid Length) fährt hat auf Bali null Probleme. Bring dein eigenes mit, aber lass Raum für ein Mitbringsel oder komm ohne!
Boards gibt es in allen Preisklassen und Qualitäten. Neue Shortboards gehen bei 250 Euro los (local Shaper und sehr dünnes Glassing -> besser Richtung 300€ schauen). Die Standardmarken (lost, Pyzel, dhd, CI usw) kosten je nach Modell, Ausführung und natürlich je nach Lizenzgebühr, zwischen der Hälfte und dreiviertel des europäischen Preises. Die Importboards (FireWire, libtech, Hayden) sind vielleicht 100-150 günstiger als bei uns. Da macht man das Schnäppchen am gebraucht Markt. Dieser ist riesig. Man muss etwas gucken aber man bekommt heißen Scheiss zum kleinen Preis!
Ein Flightbag fürs Andenken kostet zwischen 40 und 60 Euro Custommade.
Pads und Finnen kosten in etwa gleich viel wie bei uns. Leashes kosten 10-20 Euro weniger (FCS, Dakine, ocean and Earth). Wachs kostet gleich viel wie bei uns.
Wobei man im Outlet dort auch Mal nen Promotion-Schnäppchen machen kann. Aber das ist natürlich keine Garantie (und man muss Bock auf Outlet haben. Einmal durchbummeln und nichts kaufen, reicht mir dann meistens auch).
Ebenso haben die größeren Surfshop auch alle paar Wochen irgendwas im Sale. Ist allerdings auch eine Spekulation, ob dein Brett es dorthin schafft... Unklar 😑
Ich persönlich würde mir Finnen und Leash (weil Leashes 2ndHand alle auf sind - und ich genug habe) von Zuhause mitbringen.
Aber ich mag meine Helix (wenn schon Leash 🙄) und meine Bow halt am liebsten.
Die Longboard Versorgung ist vorhanden, aber so richtige Core-Longboarder sind "Exoten" (natürlich gibt es generell viele Longboarder dort aber Shortboarder überwiegen deutlich), vorallem in den Shops. Aber man kann sie finden und tollen Nerdtalk abhalten.
Ein einigermaßen gutes Longboard (rental) zu finden, was nicht total zerrockt ist, bedarf viel viel Geduld.
Kann man aber alles finden und so richtig teuer ist das auch nicht.
Man braucht halt Geduld und man muss auch Mal nen Kompromiss eingehen. Aber dann kann man mega viel Spaß haben.
Was mir ein Localshaper erzählte: in Indonesien ist Epoxy, im Vergleich zu Polyester, um knapp 40% billiger. Das macht den Erwerb eines Epoxyboards doch wieder sehr attraktiv.
Muss man aber auch erstmal wissen, weil das ja die Suchkriterien verändern könnte.
Ich habe mir kein eigenes Brett gekauft, weil ich bei Emirates mit der Größe sehr limitiert war und ich mir kein Board kaufen wollte, was ich "nur" auf Bali surfe und zu Hause auf eBay verticke. (Bei KLM hätte man eine 3m Planke mitnehmen können🤔)
Ich habe die Möglichkeit genutzt und bin viele verschiedene Shapes gesuft. Das war nicht so geplant, hat aber trotzdem viel Spaß gemacht. Und ich habe nun endgültig festgestellt, dass ich mit dem Shortboards abgeschlossen habe. (In meinen späten Teenagerjahren, waren die Shortboards noch etwas länger und da lief das ganz gut bei mir und bis Anfang/Mitte 30 gab es immer mal wieder Shortboardsessions zwischendurch) Liegt vielleicht auch an meinem Alter (40), aber das ist mir inzwischen auch alles zu hektisch (und dieses 5'8/5‘10 Ding verstehe ich eh nicht) Und diese tiefen Drops knallen so sehr in meine Bandscheibe und meine langen Beine sind irgendwie auch nur noch im Weg. Wenn es etwas cruisiger wird, so zwischen 6'8 -8'0, mit Quad oder Single Fin Setup, finde ich da schon ganz gut. Ab 9'4-9'8 fühle ich mich auf nem Noserider am wohlsten (auch wenn das Rauspaddeln damit immer nur über den langen Weg nach draußen führt). Und dann kann die Welle kniehoch oder overhead sein. Eigentlich egal -> macht alles Bock.
Ich wäre in den Wellen vorallem in Medewi gerne nochmal einen fetten Glider gefahren ... Hab leider nirgendwo einen entdeckt.
Irgendwie war Bali für mich aber auch ein Kompromiss.
Zum einen, weil der Surf großartig ist. Die Wellen sind gut (teilweise aber auch sehr leicht, trotz der Größe, zu surfen). Der Vibe im Line-Up ist positiv. Es kann (abgesehen vom Flug) ein sehr günstiger Urlaub sein. Wenn die Balinesen (bitte nicht falsch verstehen! Für die ist es Teil der Existenzsicherung) erkannt haben, dass bei einem nichts zu holen ist, dann hören sie mit ihren Versuchen auf, dich übers Ohr zu hauen. Wobei das alles immer nett und freundlich passiert und alles (wirklich ALLES) ist Verhandlungssache. Reißt du aber das Portemonnaie auf, dann nehmen sie bis nichts mehr da ist. (Irgendwie auch logisch... Würde ich in deren Situation nicht anders tun und ist ja eigentlich überall so. Corona war für urlauborientierte Länder besonders schwer. Goldene Regel: Sei kein Arschlochtouri! -> bin ich nicht. Glück gehabt! 😅)
Zum anderen der Lärm (wobei man auch mitten im größten Krach, leise Ecken findet), der Müll (wobei es überall Beachcleanings gibt und man auch im Wasser Müll sammelt -> es entwickelt sich), der Verkehr, das fast geschmacklose Essen ( Sterbens langweilig, wenn man Asien kennt... Bali food: zero Points!)
Natürlich meine eigenes "schlechtes Gewissen" wegen meinem CO2 - Abdruck (ich könnte jetzt natürlich alles aufzählen was ich als Kompensation leiste, interessiert und glaubt mir wahrscheinlich eh niemand und ich finde "Ja-aber-Rechtfertigungen" auch etwas uncool. Also mache ich das mit mir selber aus)
Zu surfen würde ich immer wieder nach Bali kommen (obwohl die Insel echt mehr als nur Surfen im Angebot hat) 20 Stunden Flug, jenseits der 1000€ Grenze, Thrombosegefahr und etliche andere Unbequemlichkeiten für mich 100% worth!
Für alles andere lohnt es sich aber genau so (bis auf das Essen halt).
Die Menschen, das Leben draußen, der Kulturmix. Das ist auf Bali irgendwie anders und irgendwie spannender als anderswo. Irgendwie komisch und ich weiß nicht woran es liegt.
Allerdings muss man auch wissen, was und mit wem man Urlaub machen will.
Ich würde nicht nochmal zum Surfen mit einem Menschen nach Bali kommen, dessen Surflevel weit hinter meinem ist oder mit jemandem der nicht surft.
Wenn ich mit jemanden zusammen in den Urlaub fahre, dann will ich mit dieser Person die Zeit auch gemeinsam verbringen. Und das so viel wie möglich! Also ggf. auch gemeinsam im Line-Up sitzen. Wenn man Surfen und "Sightseeing" verbinden will, dann ist eine gute Struktur aufzubauen sehr schwierig, weil auch hier der Tidenhub der Bestimmer ist.
Und wenn es ON ist, dann setzt bei mir im Kopf irgendwas aus (das war schon immer so) und es gibt nichts mehr neben dem Surfen. Das ist für einen gemeinsamen Urlaub nicht immer sehr konstruktiv und stößt häufig auf Unverständnis... Aber ich arbeite an mir.
Alles in Allem waren das super 3 Wochen.
Nette Leute kennengelernt, sogar alte Bekannte durch Zufall getroffen (die Welt ist ein Dorf). Mega Surf gehabt. Und so viele Dinge und Geschichten erlebt.
Bali ist irgendwie besonders. Ich kam an und dachte "was ist das für eine Scheisse hier" und es hat sich zu einem sehr faszinierenden Ort entwickelt.
Wir haben bei weitem nicht unser geplantes Programm geschafft, weil ich zum einen so ein Surf-Spacko bin und zum anderen die Insel doch mehr Zeit (u.a. für Entfernungen ) bedarf als man glaubt. Und manchmal trifft man auch spontane Entscheidungen, die den Plan dann auch wieder ändern.
Als wir am Flughafen auf unseren Flug gewartet haben, beschlossen wir wiederzukommen und den September auf Bali zu verbringen. Es ist so viel offen geblieben, noch so viel zu sehen. Es lohnt sich. Allerdings werde ich 10 Tage früher fliegen und einen Solo-Surf-Trip machen und dann den Rest gemeinsam mit meiner Frau verbringen und das Surfen dann hinten anstellen. Das sollte klappen und bis dahin kann ich vielleicht noch etwas an meiner inneren Einstellung arbeiten 😜
✌️